Researchgate.net hat als erstes der Wissenschaftler-Netzwerke die Millionengrenze an Mitgliedern geknackt, Mendeley.com ist ihm eng auf den Versen, deutlich darunter, aber auch mit konstantem Wachstum Academia.edu. Die Netzwerke nähern sich also möglicherweise der echten Relevanz. Die Tabelle zu dieser Grafik findet sich hier.

Noch immer gibt es bei diesen Dreien aber keine klaren Aussagen, wie denn einmal Geld verdient werden soll. Hierzu hat COSIS.net einen spannenden Beitrag: Es gibt dort jetzt Company-Profile ähnlich denen, die wir aus XING.de und LinkedIn.com kennen, aber spannend angepasst auf Wissenschaftler. Alle Netzwerke bieten naheliegenderweise Jobbörsen – doch auch hier ist noch nicht klar, wohin die Reise geht.

Der COSIS.net Marketplace

COSIS.net bietet in seinem auch teilweise auch ohne Login zugänglichen Marketplace über eine einfache Darstellung von Adressen, Logos und Beschreibungen von Unternehmen hinaus auch an, Produkte-Spezifikationen einzustellen, White-papers zu und Corporate News zu veröffentlichen sowie Stellenangebote online zu stellen. Die letzteren Funktionen lassen sich nur mit einem Premium-Account für 300 € im Jahr nutzen. Das entspricht 25 € im Monat, also etwa der Preisgestaltung von XING und LinkedIn, nur dass bereits 100 Job-Posts inklusive sind.
Im Basis- wie im Premium-Account können sich Angestellte mit Ihrer Firma als Employees verbinden. Alle Mitglieder können „Follower“ einer Company werden und haben dann Veränderungen am Profil ihrer Company in der Timeline stehen.

Ein innovatives Feature, dass ich sonst nirgends gesehen habe, ist ein einfaches Formular „Create Request for Bids and Partnership“, mit dem Ausschreibungen angestoßen werden können. Mit dem Marketplace bietet COSIS.net Instrumenten- und Messgeräte-Herstellern also eine sehr gute Anbindung an mögliche Kunden, da die Geowissenschaftler, die sich vor allem in COSIS.net tummeln, ja richtig viel Geld ausgeben, wenn sie mal ein Messgerät kaufen. COSIS.net fordert damit eingeführte Martkplätze im Geoscience-Bereich heraus, wie den yellowpageartigen Geophysicsmarketplace der SEG, indem COSIS.net die Komponenten der sozialen Netzwerke (Vernetzung/Followers und Nachrichten) zugefügt werden.

Jobbörsen in Wissenschaftler-Netzwerken

Wo viele Profile die beruflichen Erfolge von Menschen beschreiben, liegt es mehr als nahe, dass Arbeitgeber und Headhunter sich dort umsehen. Jobanzeigen lassen sich ebenfalls sehr zielgenau einblenden.

COSIS.net hat die Jobbörsenfunktion in seine Company-Profile integriert. In der Jobbörse, die im April mit dem Marketplace startete, finden sich bislang 68 Jobs. Unter den Company-Profilen finden sich auch einige einschlägige Recruiter, so dass man gespannt sein kann auf mehr. Da 100 Anzeigen in den 300 € für den Premium-Account eingeschlossen sind, sind sie ausgesprochen preisgünstig.

Researchgate kann inzwischen mit 33 Seiten zu je 50 Jobs, also über 1500 Jobs aufwarten. Die Anzeigen sind dort (noch?) kostenlos. Sie kommen interessanterweise vor allem von Universitäten und stammen überwiegend aus den Life Sciences (Medizin und Biologie). Allerdings sind mit 56 Jobs auch ein paar aus den Geowissenschaften dabei und immerhin 2 zu Religious Studies. Sehr praktisch ist, dass man die Jobs (auch fachgebietsspezifisch) als RSS abonnieren kann.

Academia.edu verlangt 300 $ pro Job für 30 Tage. Dafür gibt es auch einen Mediakit, der Zugriffszahlen angibt: 1,5, Mio. monthly unique visitors sollen auf Academia.edu sein. 14 Jobs gibt es immerhin.

Mendeley hat (noch?) keine Jobs.

Alle können es noch lange nicht aufnehmen mit den gut eingeführten, aber auch nicht billigen wissenschaftlichen Jobbörsen bei physicstoday.org oder etwa earthworks-jobs.com, wo die Jobanzeigen oft erst bei 495 $ beginnen.

Es bleibt spannend mit den Jobbörsen, ob sie als Erlösmodell taugen, wie sie es für die Tageszeitungen jahrzehntelang waren. Eine Job-Anzeige im Web war ja nichts anderes als gekaufter Werbeplatz, nur eben besser mit weniger Streuung, Klickraten, tell-a-friend und vielleicht sogar mit Like-Button zum Vernetzen, also besserer Erfolgskontrolle – und mit hohem Komfort für Jobsuchende, die einen Alert-Service bestellen konnten. Webseiten wie 1000 Jobbörsen oder Superscout, das „Social Network für Jobs“  (wo Mendeley inseriert), in Verbindung mit Seiten wie Talents in Berlin deuten darauf hin, dass das Anzeigengeschäft sich auch hier verändern könnte. Auf der Seite Talents in Berlin können z.B. Berliner Unternehmen kostenlos inserieren – bezahlt wird von der staatlichen Wirtschaftsförderung, um die Wirtschaftskraft der Region zu verbessern.

Was sonst so los ist …

… bzw. wo grade nichts los ist: Biomedexperts.com verkauft sich immer noch als „world’s fastest growing scientific social network“, hat gegenüber Februar aber nur von 350.950 auf 364.265 Profile zugelegt, also um 13.315 oder 3,8 %, was angesichts der Steigerungen der oben genannten nicht so viel ist. Überhaupt ist diese leicht veränderte Zahl das einzige, was sich auf der Startseite seit Monaten tut. Auch Scholarz.net hat außer der Mitteilung, dass es zum Teil kostenpflichtig wird, nichts weiter mitzuteilen.

Academia.edu hat ein Question & Answer-Tool erfunden, das sich mir aber noch nicht so erschließt.

Mendeleys Blog ist wie immer gut gefüllt, wenn auch diesmal mehr mit Meldungen über Updates. Unter anderem gibt es viele neue Filter, um die gefundene Literatur schnell in das gewünschte Format eines bestimmten Journals zu bringen. Und wenn das Format tatsächlich von Mendeley nicht angeboten wird, kann man sich den Filter mit etwas XML in einer neuen Sprache namens Citation Style Language (CSL) selbst schreiben. Richtig neu ist die Einführung einer Art Wiki für die Klassifizierung, also die Defintion von Tags, mit denne man seine Publikationen erschließen kann.

Researchgate hat das wissenschaftliche Bloggen (wie man die Promotion der eigenen Arbeit zeitgemäß nennt) weiter vorangetrieben, von Außenstehenden ausgewählt und redigiert – und auch nach Fachgebieten gegliedert. Hier wird also fleißig redigiert, um die Qualität zu erhöhen, da sich in den Gruppen nicht immer Spannendes tut. Die Profile sind auch noch einmal frisch überarbeitet worden.

Die Social-Media-Integration ist dort auch weitergegangen, leider geht es grade etwas weit, da meine zahlreichen Netzwerke, die man wunderschön miteinander verknüpfen kann, jetzt anfangen Ping-Pong zu spielen. Wenn ich in diesem WordPress-Blog auf „Publizieren“ drücke, löst dies inzwischen gleich 4 Einträge auf Researchgate aus – ohne dass RG explizit meinen Blog kennt: Das landet über Twitter, Facebook und LinkedIn dort. Facebook wiederum macht aus der Researchgate-Meldung (aus Twitter) wieder einen Facebook-Eintrag und natürlich eine Twitter-Meldung usw. Nach einer Weile merken sie das allerdings und verlieren glücklicherweise die Lust …

Es bleibt also erstmal bei der gewohnten Aufteilung: Mendeley für Literaturverwaltung, Researchgate zum wissenschaftlichen Facebooken und Academia.edu für die Abbildung von Institutionen, COSIS.net für die Vermarktungsideen.


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